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Wieder und wieder verwenden

Image of a sink

Haben Sie jemals über das Waschbecken nachgedacht, das Sie täglich benutzen? Dieses Waschbecken wurde aus einem Haus geborgen, das kurz danach abgerissen wurde. Es hat eine Geschichte, ein Eigenleben – und hat nun die Chance, weiterzuleben. Das Wiederverwenden von Baumaterialien ist Teil der Kreislaufwirtschaft und sollte bei jedem Bauprojekt umgesetzt werden. Die ETH Zürich entwickelt und testet Verfahren, um Gebäude und ihre Wertstoffe zu scannen. So können urbane Material-Fundgruben erschlossen und die darin lagernden Materialien verfügbar gemacht werden.

Es kommt selten vor, dass wir gewöhnlichen Bauteilen, denen wir im Alltag begegnen – wie z. B. Waschbecken, Fenstern, Türgriffen oder Treppen – besondere Aufmerksamkeit schenken. Wir nutzen sie, und in der Regel wird das ganze Gebäude nach einer Nutzungsdauer von rund 30 Jahren abgerissen. Anschliessend wird neu gebaut. Führt man sich jedoch die hohe Qualität der Materialien vor Augen, die in der Schweiz in Gebäuden verbaut werden, ist es verblüffend, wie wir uns daran gewöhnt haben, Gebäude einfach abzureissen und die Materialien wegzuwerfen. Wenn wir uns einen Moment Zeit nehmen, um uns klarzumachen, wie viele Ressourcen das sind, wie viel graue Energie in diese Produkte eingeflossen ist und welche fantastische Qualität diese Materialien besitzen, realisieren wir, wie viele Chancen wir verpassen. Kushai Matai hatte recht, als er sagte: «Abfall wird so lange für Probleme sorgen, bis er nicht mehr als Abfall, sondern als Ressource angesehen wird.»

Der «Schweizer Gebäudebestand» umfasst etwa 3200 Mio. Tonnen Baumaterialien und wächst jedes Jahr um weitere rund 63 Mio. Tonnen an. In der Schweiz werden jährlich 80–90 Mio. Tonnen Abfall erzeugt – 84% davon durch das Baugewerbe (FOEN 2021).

Um diesen überwältigenden Fakten etwas entgegenzusetzen, haben einige Schweizer Unternehmen begonnen, etwas gegen die Zerstörung von Baumaterialien zu tun. Zusammen mit der ETH Zürich werden Verfahren entwickelt und getestet, mit denen sich Gebäude scannen und darin verborgene Schätze auffinden lassen. So können städtische Rohstofflager erschlossen und die dort lagernden Materialien «abgebaut» werden.

Das Start-up sumami (sustainable material mining) zum Beispiel sieht in unseren Städten die Rohstofflager der Zukunft. Es bietet Dienstleistungen rund um die Wiederverwendung von Bauteilen und -materialien an. Die strategische Beratung gehört ebenso zum Angebot wie Projektentwicklung, Projektbegleitung sowie Bestandsaufnahmen und Potenzialanalysen. Stets mit dem Ziel, Aspekte der Kreislaufwirtschaft in Bauprojekten, Unternehmen und sogar ganzen Branchen einzuführen. Hierfür entwickelt sumami das Werkzeug useagain, eine Schweizer Vermittlungs- und Verkaufsplattform für die Wiederverwendung von Bauteilen in der Bau- und Immobilienwirtschaft.

Die Robustheit eines Objekts ist proportional zu seiner Lebensdauer!
(Nassim Nicholas Taleb)

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